FEMALEMAKERS SERIES WATER+WINE. MARTINA BERNHARD-FAZZI. WEINGUT BERNHARD. RHEINHESSEN.

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FEMALEMAKERS SERIES
WATER + WINE.
MARTINA BERNHARD-FAZZI.
WEINGUT BERNHARD.
RHEINHESSEN.

 
 

Der Weg der Winzerin Martina-Bernhard-Fazzi, Jahrgang 1995, führte über die klassische Winzerausbildung gefolgt vom Abschluss als Technikerin für Oenologie und Weinbau, direkt in das elterliche Familienweingut Bernhard. Im Team mit Vater Jörg bewirtschaftet sie seit 2015 ihre Weinberge im rheinhessischen Wolfsheim. Von Kalk geprägte Böden schenken zusammen mit kühlenden Winden Reben wie Trauben einzigartige Bedingungen, unterstützt seit 2020 durch die biodynamische Arbeitsweise der beiden Winzer. Gelesen wird von Hand, die Weine vergären spontan. Sylvaner, Chardonnay, Burgunder, Riesling, Gewürztraminer und Scheurebe vinifizieren Vater und Tochter von Guts-, Orts- und restsüssen Prädikatsweinen bis hin zu besonderen Lagenweinen. Auch drei Sekte, davon zwei ´brut nature´ finden sich in den Weinkellern der Bernhards.

Für den erweiterten Schutz und die Stärkung der Natur hat Martina Bernhard-Fazzi das Projekt #WEINFÜREINEGRÜNEZUKUNFT initiiert: „Wir möchten für zukünftige Generationen und auch unsere eigenen Zukunftsideen ein lebendiges Land hinterlassen, das auch anderweitig bepflanzt und bewirtschaftet werden kann. Das bedeutet auch, der Natur nie mehr zu entziehen, als wir zurück geben können. Daher gibt unser Projekt ´Wein für eine grüne Zukunft´ der Natur Raum, um sich zu entfalten, zu erblühen und Heimat für Blumen und Bienen zu sein. Denn wir pflanzen für 100 verkaufte Flaschen im Online-Shop 1m² Bienenblumenwiese. Auf diese Weise können wir alle zu einer grüneren Zukunft beitragen und einen direkten Beitrag ohne Zertifikate und Schischi leisten.“

Die engagierte Jungwinzerin hat noch ein weiteres Projekt ins Leben gerufen – die „Sisters in Wine“. Martina-Bernhard-Fazzi editiert eine eigene Weinlinie, die Sie nach berühmten weiblichen Vorbildern benannt hat – beispielsweise einen Bio Rotwein Namens ´Käthe´ – Referenz auf die Künstlerin Käthe Kollwitz, oder den Perlwein ´Marie´:„Marie Curie war ihrer Zeit als Wissenschaftlerin um einiges Voraus. Deshalb haben wir diese Powerfrau als Namensgeberin für unseren Perlwein gewählt.“

Ihrem „Sisters in Wine Club“ liegt ein lockerer Netzwerkgedanke zu Grunde. Tipps, News und Events schaffen Raum für digitalen wie analogen Austausch zwischen den „Sisters“, die keineswegs nur Winzerinnen sind.

Wie gehen Sie als Winzerin mit dem Thema Wasserknappheit | Wassermangel um?

„Grundsätzlich achten wir vor allem im Keller darauf, dass wir kein Wasser verschwenden. Wir brauchen es, um den Keller und die Fässer zu reinigen, denn wir arbeiten schließlich mit einem Lebensmittel, doch wir versuchen es auch mehrfach einzusetzen. Das geht zum Beispiel beim Konservieren von Holzfässern. Diese werden mit Wasser, Zitronensäure und Schwefel gereinigt |konserviert. Das entstandene Wasser sammeln wir und bewässern damit im Sommer zum Beispiel die Blumen oder das Gemüse im Garten, da Zitronensäure und Schwefel ja zerfallen.

Welche Maßnahmen ergreifen Sie konkret in IHREN Weinbergen?

„Bodenmanagement und Laubmanagement sind hier am wichtigsten. Im Weinberg achten wir durch die biodynamische Bewirtschaftung auf einen hohen Humusgehalt, denn dieser trägt dazu bei, dass wir dort große, natürlich Wasserspeicher haben. Wir bringen auch regelmäßig Pflanzenkohle aus, da diese wie ein Schwamm wirkt und sich auf ein Vielfaches ihres Volumens mit Wasser vollsaugen kann. So bleibt kein Regentropfen ungenutzt, denn Bewässerung kommt für uns im Weinberg nicht in Frage.
Beim Laubwandmanagement geht es darum, dass je höher die Laubwand ist, desto mehr Wasser braucht die Rebe. Daher halten wir die Laubwände niedrig. Auch sehr wichtig ist die Ertragsreduktion. Denn auch so braucht die Rebe weniger Wasser. Das führt darüber hinaus zu einer besseren Qualität der Trauben, aber auch zum Verzicht auf Quantität und damit Geld. Von Bewässerung halten wir nichts, da wir sie als unnachhaltig ansehen. Denn wenn man einmal damit beginnt, die Reben zu bewässern, wurzeln sie nur im Oberboden und machen sich nicht die Mühe tiefe Wurzeln zu schlagen. Tiefe Wurzel geben ihnen aber die Möglichkeit an Wasserressourcen im Boden zu gelangen und sich selbst zu versorgen. Klar, wenn diese Ressourcen irgendwann aufgebraucht sind, bringt das auch nichts.“ 

Was hat sich bis heute FÜR SIE bewährt?
Was trägt Sie in die Zukunft?

„Konkrete Maßnahmen sind, wie gesagt, auf Quantität zu verzichten und auf Qualität zu setzen. Auch Aufklärungsarbeit ist natürlich etwas, was wir immer wieder im Fokus haben, doch am Ende sind wir in vielen Belangen auch auf die Politik angewiesen. Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit im Winter Wasser dort, wo es fällt, aufzufangen und dann am Beginn der Vegetationsperiode im Weinberg auszubringen. So würde der Weinberg mit einem Plus in das Jahr starten. Es wäre auch keine Wasserverlagerung, da diese Wasserreserven am Ort durch Schnee(schmelze) und Wasser, das sonst in der Kanalisation verschwinden würde, entstehen. Allerdings hat die Politik hier ihr Go noch nicht gegeben.“

Welche Szenarien sehen Sie für den Weinbau mit Wasserknappheit in den nächsten ZEHN Jahren?
Wie werden Sie mit DEN klimatischen Herausforderungen DER Zukunft umgehen? 

„Tatsächlich sollte man manchmal nicht zu viel darüber nachdenken, da man dann nicht mehr schlafen könnte. Die Wissenschaft sagt ja, dass wir in 10 Jahren Bedingungen wie in Südfrankreich haben werden. Aber vieles wird natürlich auch heißer gekocht, als es gegessen wird. Wir sehen weniger den heißen Perioden als den Wetterextremen mit Respekt entgegen. Doch am Ende können wir es nicht ad hoc ändern und gehen mit offenen Augen und einem offenen Geist durch die Weinberge, um ihre Bedürfnisse zu sehen. Aus allem ergeben sich auch Möglichkeiten und wie man sieht, klappt das mit dem Wein in Südfrankreich ja auch ganz gut.“ 

Werden Sie jetzt oder in Zukunft andere Rebsorten und Neuzüchtungen anbauen?

“PIWIs (=pilzwiderstandsfähige Reben) werden ein immer größeres Thema werden, um Pflanzenschutz einzusparen. Wir finden historische Rebsorten auch sehr spannend, denn es sind Rebsorten, die einst gut funktioniert haben, vergessen wurden und nun wieder angebaut werden. Wie wir wissen, gab es auch im Mittelalter bereits eine ungewöhnliche Warmphase und da haben diese Rebsorten funktioniert. Am Ende sind wir aber auch ein wenig auf den Verbraucher angewiesen, denn es bringt nichts, wenn wir nur noch Grünfränkisch anpflanzen, aber alle immer noch nach Grauburgunder schreien. Es wird sicherlich der Mix werden aus PIWIs, historischen Rebsorten und dem, was der Kunde möchte.”

Wie soll unsere kostbarste Ressource Wasser Ihrer Meinung nach in ZUkunft verteilt werden?

„Wenn es nach uns gehen würde, spielen hier vor allem die privaten Haushalte eine wichtige Rolle, denn es wird immer noch Wasser zum Beispiel dafür verschwendet, den Rasen im Sommer zu bewässern. Das muss in unseren Augen wirklich nicht sein. Natürlich muss eine Wasserversorgung für die Lebensmittelproduktion und systemrelevante Branchen gegeben sein. Auch wir zählen uns als Kulturgut dazu. Doch gerade im privaten und Luxussektor (z.B. Golfanlagen) fehlt oft der maßvolle Umgang.“

Welche Ansätze und Projekte sind hier Ihrer Meinung nach richtungsweisend?

„Grundsätzlich finden wir es in der heutigen Zeit wichtig aufzupassen, nicht auf Green Washing hereinzufallen. Mit immer mehr gekauften Zertifikaten und Labels ist das gar nicht so einfach. Hier würden wir uns eine strengere Handhabe wünschen. Aber natürlich müssen wir auf Aufklärung in allen Schichten und Aspekten setzen, um wieder weg von der Verschwendung, zurück zur Wertschätzung zu kommen. Einfach einmal das Wasser beim Händewaschen oder Duschen ausmachen, das wäre ein Ansatz.“

Welche Chancen sehen Sie in der fortschreitenden Digitalisierung DER LANDWIRTSCHAFT? 

„Aktuell hilft uns die Digitalisierung schon in der Strukturierung und Abstimmung im Weinberg, um hier effizienter arbeiten zu können. Auch Lagerbestände und das Kellerbuch führen sich natürlich bequemer digital. Doch was wirklich wichtig und nicht nur bequem ist, sind sicherlich die sozialen Medien, die Aufklärung erleichtern. Auch das Zeitalter der E-Mails spart viel Papier und wir stellen auch hier immer mehr auf digital um.
Im großen Stil gibt es natürlich tolle Monitoring-Möglichkeiten bei Feldern für Wasser- und Pflanzenschutzbedarf usw. Auch den Wasserverbrauch an sich kann man so im gesamten Betrieb besser monitoren. Für viele dieser Anwendungen sind wir schlicht (noch) zu klein und hoffen, dass es auch bald simple und praktikable Lösungen für kleine Betriebe geben wird.“ 

Danke für dieses Interview Martina Bernhard-Fazzi!

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